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Gemeinsam bleibt gemeinsam

„Alles Gute für Eure Tarifrunde“

Ingo AppeltGewerkschaftsmitglied & Comedian

Der bekannte Comedian Ingo Appelt war Anfang November 2022 Überraschungsgast der Mitbestimmungskonferenz von EVA und EVG in Köln. Der 55-jährige, der selbst Gewerkschaftsmitglied ist, begeisterte die rund 750 Interessenvertreterinnen und -vertreter mit einem mehr als einstündigen Bühnenprogramm. Wir waren kurz vor seinem Auftritt für ein Interview in der Künstlergarderobe.

EVG-Express: Tarifverhandlungen haben manchmal durchaus komische Züge. Du warst mal Gewerkschaftssekretär, bist jetzt Comedian – ist Dir schon mal in den Sinn gekommen, die Arbeit von Gewerkschaften zum Bühnenprogramm zu machen?

Ingo Appelt: Politische Themen sind für einen Comedian schwierig. Ich bin ja schon froh, dass im Publikum wenigstens ein paar klatschen, wenn ich erzähle, dass ich SPD-Mitglied bin.

EVG-Express: Du bist gelernter Maschinenschlosser und hast Dich gewerkschaftlich bei der IG Metall organisiert. War für Dich von vornherein klar, Mitglied einer Gewerkschaft zu werden?

Ingo Appelt: Das war für mich überhaupt keine Frage. Ich bin vom ersten Tag an Gewerkschaftsmitglied geworden. Wir hatten allerdings auch einen Betriebsrat, der sehr deutlich gemacht hat, dass jeder Mitglied einer Gewerkschaft sein sollte.

EVG Interview Ingo Appelt

EVG-Express: Bei der Metall warst Du Bildungsreferent, hast in Deiner Freizeit sicher schon kleine Texte geschrieben und bist dann 1989 mit einem eigenen Programm erstmals auf der Bundesjugendkonferenz aufgetreten. Was waren die Themen Deines ersten Programms?

Ingo Appelt: Zu Beginn habe ich vor allem bekannte Persönlichkeiten parodiert. Willi Brandt, Franz-Josef Strauß – mit Stimmfall und Gestik war ich da schon ganz nah dran. Als Gewerkschafter habe ich dann Themen angesprochen, die mir auf der Seele brannten. Bei der Geschäftsführung habe mich beispielsweise dafür bedankt, dass die Auszubildenden nicht übernommen werden und die fette Dividende lieber in neue Dienstwagen investiert wird. Diese Ironie kam bei den Kolleginnen und Kollegen gut an – nur nicht bei unserem Betriebsrat. Dem war ich zu kritisch. Mir wurde gesagt, ich hätte die Sozialpartnerschaft mit dem Arbeitgeber gestört.

EVG-Express: Vier Jahre später dann der Wechsel zum hauptberuflichen Comedian. Ist dieser Schritt schwer gefallen?

Ingo Appelt: Die Alternative wäre gewesen, Betriebsratsvorsitzender zu werden. Da musst Du aber häufig einen Konsens suchen. Ich habe schon immer gerne gesagt, was ich denke. Insofern war der Schritt, raus aus dem Betrieb, rauf auf die Bühne, für mich folgerichtig.

EVG Interview Ingo Appelt

EVG-Express: Eine Interessenvertretung für Künstler gibt es nicht. Da ist jeder auf sich gestellt. Wie empfindet man das als ehemaliges Gewerkschaftsmitglied?

Ingo Appelt: Du merkst sehr schnell, wie wichtig es ist, sich zu organisieren und gemeinsam für berechtigte Interessen einzutreten. Eine Gewerkschaft im Rücken zu haben, die Deine Interessen vertritt, ist schon was Tolles. Das fehlt mir. Gerade in der Pandemie waren wir Künstler auf uns allein gestellt. Da war Niemand, der unsere Interessen vertreten hätte.

EVG-Express: Du warst Überraschungsgast auf der Mitbestimmungskonferenz von EVA und EVG. Wie fühlt man sich, wieder unter Gewerkschaftern zu sein?

Ingo Appelt: Es ist ein bisschen wie zu Hause ankommen. Ich selbst bin ja immer noch Mitglied der IG Metall. Vor Kolleginnen und Kollegen auftreten zu können, ist schon was Besonderes. Mir hat der Abend viel Spaß gemacht, auch wenn ich am Anfang etwas aufgeregt war.

EVG-Express: Wir stehen kurz vor einer schwierigen Tarifrunde. Welche persönliche Botschaft magst Du den EVG-Mitgliedern mitgeben?

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