Der EVG-Verhandlungsführer der Tarifverhandlungen bei der Transdev-Gruppe, Pierre Reyer, befürchtet eine „Auftaktverhandlung mit unnötigem Schwergang“. Nachdem das Forderungsschreiben der EVG zugegangen sei, habe die Geschäftsleitung darauf verwiesen, dass sich für sie „die augenblickliche Lage als sehr unübersichtlich darstelle“, da Transdev unter anderem „unter den extrem gestiegenen Energiekosten und dramatischen Preiserhöhungen“ leide, man sich „in tiefgreifenden Transformationsprozessen befinde“ und zudem „ehrgeizige Klimaziele“ umzusetzen habe.
Deshalb wolle man beispielsweise das EVG-Wahlmodell mit 12 Tagen zusätzlichem Urlaub einkassieren, bei den Fonds „Soziale Sicherung“ sowie „Wohnen und Mobilität“ die Dotierung und die Zahl der Mitarbeitenden, die entsprechende Leistungen beanspruchen können, begrenzen und an die Kündigungsfristen rangehen. „Wie man vor uns diesem Hintergrund ernsthaft erklären will, `weiterhin einen vernünftigen Umgang mit einem Fokus auf den Erhalt des Betriebsfriedens zu pflegen´ ist mir schleierhaft“, machte Pierre Reyer deutlich.
Im November vergangenen Jahres trafen sich die Tarifkommissionsmitglieder der Transdev im bayrischen Beilngries, um gemeinsam die Tarifrunde 2023 vorzubereiten.
„Die Aussage, dass im politisch gewollten Wettbewerb oft der Preis und nicht die Qualität eine Rolle spielt, kritisieren wir ebenso wie die Transdev“, machte der EVG-Verhandlungsführer deutlich. Und dass die „Indexierung in den meisten Bestandsverträgen“ der tatsächlichen Kostenentwicklung nur unzureichend Rechnung tragen würde, könne man nachvollziehen. „Für den finanziellen Ausgleich nun aber die Mitarbeitenden heranziehen zu wollen, ist angesichts deren noch wie vor großen beruflichen Engagements, aber schon unverschämt. Die richtigen Ansprechpartner hierfür sich die Aufgabenträger und die Politik. Das hat mit Tarifverhandlungen überhaupt nichts zu tun“, so Pierre Reyer.
Fast schon zynisch mute die Aufforderung an, „Maß und Mitte zu wahren und Lösungen zu finden, die vermittelbar sind und keinen Beteiligten über Gebühr strapazieren und die Sorgen unserer Mitarbeiter vor weiter steigenden Verbraucherpreisen mildern“, wie es in dem Antwortschreiben an die EVG heißt. „Uns reicht es nicht aus, Sorgen zu mildern. Wir wissen um die dramatisch schlechte finanzielle Situation vieler Beschäftigten bei der Transdev. Unser Job als Gewerkschaft ist es, dafür sorge zu tragen, dass die Löhne jetzt ordentlich ansteigen, damit das Leben wieder bezahlbar wird“, so EVG-Verhandlungsführer Pierre Reyer.
Die Transdev täte gut daran, der Aufforderung der EVG zu folgen und bereits in der ersten Verhandlungsrunde ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. „Wer uns nicht ernst nimmt, dem werden wir nach Abschluss der ersten Verhandlungsrunde eindrucksvoll zeigen, wie ernst es uns mit unseren Forderungen ist“, so Pierre Reyer. Bis dahin hat die EVG einmal mit allen rund 50 Unternehmen in der Tarifrunde 2023 einmal verhandelt und wird eine erste Bilanz ziehen. „Wir sind dann sehr schnell handlungsfähig …“, stellte Pierre Reyer fest.