Skip to main content
Gemeinsam bleibt gemeinsam

Der Platz vor dem Hauptbahnhof in Berlin war vollkommen in orange getaucht. Mehr als 1.000 Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichsten Eisenbahn- und Verkehrsunternehmen waren aus ganz Deutschland in die Bundeshauptstadt gekommen, um ihren Arbeitgebern deutlich zu machen, dass sie sich die augenblickliche Hinhaltetaktik nicht gefallen lassen. Die meisten waren mit der Eisenbahn angereist, einige auch mit Bussen, für alle aber war klar: in Berlin, da bin ich dabei.

Denn die Wut unter den Beschäftigten ist groß. Dass in den bisher geführten Tarifverhandlungen entweder keine Angebote vorgelegt, zum Teil Gegenforderungen aufgemacht oder so „Scheinangebote“ unterbreitet wurden, die mit den Forderungen der EVG so überhaupt nichts zu tun haben, stößt auf absolutes Unverständnis. Lautstark wurde in Berlin dagegen protestiert.

Vimeo

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

Gleich zu Beginn machte Cosima Ingenschay, die zusammen mit Kristian Loroch für die Tarifpolitik verantwortlich ist, dass es für die Arbeitgeber „fünf vor zwölf“ sei. „Wer meint, die berechtigten Forderungen der Kolleginnen und Kollegen nicht ernst nehmen zu müssen, wird von uns die entsprechende Antwort bekommen“, stellte sie unter donnerndem Applaus fest. Die EVG werde – wie angekündigt – mit allen beteiligten Unternehmen einmal verhandeln, um dann zu entscheiden, welche gemeinsamen Schritte dann erforderlich sind.  Dies werde nach dem 23. März 2023 der Fall sein. „Dann sind wir mit allen einmal durch“, machte sie deutlich.

Im Vorfeld hatte die EVG bereits deutlich gemacht, dass sich in der laufenden Tarifrunde die Wege mit der Schwestergewerkschaft verdi kreuzen werden. Herzlich begrüßt wurde insofern die stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgesellschaft, Christine Behle, die sich mit einem „solidarischen Grußwort“ an die mehr als 1.000 EVGler richtete. Am Tag der großen EVG-Demo hatte verdi die Beschäftigten in den Krankenhäusern zum Warnstreik aufgerufen, mit denen sich die EVG solidarisiert.

Solidarität, das war das große Thema in Berlin. Erstmals verhandelt die EVG eine gemeinsame zentrale Forderung branchenweit für nahezu 50 Unternehmen in einer gemeinsamen Tarifrunde. „Das ist eine besondere Herausforderung“, machte Thomas Pfeifer, Sprecher der Fachgruppe NE, deutlich. „Dass wir es möglich machen, den Arbeitgebern eine gemeinsame Antwort zu geben und nicht einzelne Unternehmen schon jetzt zu entsprechenden Aktionen aufrufen macht uns unheimlich stolz“.

Achim Schraml, Sprecher der Zentralen Fachgruppe Bus, schilderte eindrücklich, wie sich die aktuelle Inflation in den Geldbeuteln der Beschäftigten auswirkt. „Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die nach dem 20. des Monats Schwierigkeiten haben, zur Arbeit kommen, weil sie kein Geld mehr für Benzin haben“, machte er deutlich Und zwei seiner Kolleginnen ergänzten: „Wenn Busfahrerinnen und Busfahrer einen Zweitjob annehmen müssen, damit sie über die Runde kommen, dann läuft was falsch.“ Dem Vorhaben des DB-Konzerns, die Busgesellschaften aus den Gesamtverhandlungen herauszulösen, um niedrigere Tarifabschlüsse erzielen u können, erteilten sie eine klare Ansage. „Wir wollen nicht ausgegliedert werden, wir wollen vernünftiges Geld für vernünftige Arbeit.”

Vimeo

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

Auch die EVG-Jugend bezog klare Positionen und setzte einen politischen Akzent: „Die Verkehrswende wird nicht gelingen ohne die Menschen“, so Lukas Mayer, der Co-Vorsitzende der Bundesjugendleitung. „Die Unternehmen müssen ausreichend bezahlen, damit sie auch die Fachkräfte bekommen, die wir für die Verkehrswende brauchen. Deshalb: Was ist vernünftig? Sechshundertfünfzig!” – skandierten die Kolleginnen und Kollegen.

Laut und eindrucksvoll war auch der sich anschließende Demonstrationszug, der vom Berliner Hauptbahnhof bis vor das Bundesverkehrsministerium führte. Eine endlose Schlange an EVG-Mitgliedern, die alle in orange gekleidet waren, machte ihrem Unmut über die derzeit schleppende erste Verhandlungsrunde eindrucksvoll Luft. Unterwegs schlossen sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen vom verdi an, die an diesem Tag auch in Berlin die Krankenhäuser bestreikten.

Vimeo

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch, der Verhandlungsführer bei den Tarifverhandlungen der Deutschen Bahn, machte auf der Abschlusskundgebung deutlich, dass es die Beschäftigten bei Bus und Bahn sind, die dieses Land am Laufen und in der zurückliegenden Tarifrunde coronabedingt Zurückhaltung geübt hätten. Jetzt sei es an der Zeit, die aktuellen Beschlüsse der Tarifkommissionen umzusetzen. Gemeinsam werde das gelingen. Denn die Demo in Berlin habe ganz deutlich gezeigt, wie stark und solidarisch die EVG ist. Das sei eine deutliche Botschaft an die Arbeitgeber.