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Gemeinsam bleibt gemeinsam

Mehr als 300 Mitglieder der Tarifkommissionen all jener Unternehmen, in denen wir ab Ende Februar 2023 Tarifverhandlungen führen, waren nach Fulda gekommen. Das gemeinsame Ziel: Die Forderungen für die anstehenden Tarifverhandlungen zu beschließen – und Geschlossenheit zu demonstrieren.

Wichtig war den Kolleginnen und Kollegen insbesondere, die unteren Lohngruppen zu stärken, die von den Preissteigerungen der jüngsten Zeit besonders stark betroffen sind. Einstimmig beschlossen wurde deshalb die Forderung nach einer sozialen Komponente von 650 Euro mehr im Monat in die Tabelle, alternativ 12 Prozent mehr, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Für die Nachwuchskräfte wurde ein Plus von monatlich 325 Euro gefordert.

Nach einem Grußwort des Fuldaer Bürgermeisters, Dag Wehner, hatten am Tag zuvor die Tarifvorstände der EVG, Cosima Ingenschay und Kristian Loroch, die politische Auftaktveranstaltung eröffnet. Sie unterstrichen noch einmal die Bedeutung einer gemeinsamen Tarifrunde, die in rund 50 Unternehmen geführt werden wird: „Wenn wir uns unterhaken, ist das ist ein starkes Signal in die Branche“, erklärten. „Wir werden unsere Schlagkraft deutlich erhöhen, wenn wir gemeinsam für unsere Forderungen eintreten. Unser Ziel ist es, das Lohnniveau in allen beteiligten Unternehmen deutlich anzuheben. Zum einen, weil unsere Kolleginnen und Kollegen mehr Geld zum Leben brauchen. Aber auch, weil die Verkehrswende nur gelingen kann, wenn die Arbeit bei Bus und Bahn auch finanziell wieder attraktiv sein wird“.

Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DBG), Yasmin Fahimi, ging in ihrem Impulsreferat unter anderem auf die Mindestlohnproblematik ein und kritisierte deutlich das Vorgehen der Deutschen Bahn. Das Unternehmen, das sich im Besitz des Bundes befindet, zahlt derzeit nur auf Druck der EVG den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn an alle Beschäftigten. Dabei geht es insbesondere um die Kolleginnen und Kollegen bei DB Sicherheit, DB Services, DB Fahrwegdienste und DB Dialog, die in den niedrigsten Lohngruppen eingruppiert sind und deren wichtige Arbeit – wenn man dieses Vorgehen hinterfragt – vom Unternehmen nicht ausreichend wertgeschätzt wird.

Ginge es nach den Vorstellungen des Arbeitgebers, würde der gesetzliche Mindestlohn nur an jene Beschäftigte ausgezahlt, die das EVG-Wahlmodell nicht nutzen. Alles andere verletze das Gerechtigkeitsgefühl des Arbeitgebers, heißt es. Aus Sicht der Deutschen Bahn würde doppelt profitieren, wer bei 6 oder 12 Tagen Mehrurlaub auch noch den vollen Mindestlohn erhalten würde. Denn, so die aus unserer Sicht mehr als fragwürdige Argumentation: in einigen Unternehmensbereichen wird mit 10,45 Euro Stundenlohn so schlecht bezahlt, dass der Mindestlohn nur durch eine Ausgleichszulage erreicht werden kann.

Die DB AG will die Urlaubsentgelte mit der Ausgleichszulage verrechnen

Und hier will die DB AG gern sparen. Die Urlaubsentgelte sollen mit der Ausgleichszulage verrechnet werden, so dass alle, die sich beispielsweise aufgrund der starken beruflichen Belastung für 12 Tage Mehrurlaub entschieden haben, rechnerisch einen Mindestlohn von nur 11,37 Euro pro Stunde erhalten würden. Das haben wir als EVG entschieden abgelehnt.

Unser Ziel ist es nach wie vor, dass als Berechnungsgrundlage für den Mindestlohn, die Tabelle mit 12 Tagen Mehrurlaub zugrunde gelegt wird. Das hätte zur Folge, dass alle, die keinen Mehrurlaub in Anspruch nehmen, dann 12,63 Euro Mindestlohn erhalten würden.

Aufbauend auf diesem Modell, könnte die DB AG die peinliche Frage des Mindestlohnes durch einen ausreichenden Abstand, nach unserer Tarifrunde 2023, endlich in den Griff kriegen. Das lehnt die Deutsche Bahn als dauerhafte Vorgehensweise derzeit noch ab. Auf Druck der EVG hat sie sich verpflichtet, den Forderungen der EVG bis zum Ende der Tarifrunde 2023 nachzugeben.

Die Herausforderung wird sein, im Rahmen der Tarifverhandlungen eine Lösung zu finden, die den berechtigten Interessen unserer Kolleginnen und Kollegen dauerhaft gerecht zu wird.

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Mindestlohn war auch Thema einer Diskussion mit verdi-Kollege Olaf Köhnemann, der sich erfolgreich für die deutliche Anhebung eingesetzt hatte.

Der Vorsitzende der EVG, Martin Burkert, hob in seiner politischen Positionsbestimmung noch einmal die Erfolge der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft hervor.

Dann wurde diskutiert. In zahlreichen Wortbeiträgen machten viele Kolleginnen und Kollegen ihre Erwartungen an eine gemeinsame Tarifrunde deutlich. Das Meinungsbild war vielfältig wie die EVG, am Ende aber auch eindeutig: Gemeinsam geht mehr.

Starke soziale Komponente steht im Mittelpunkt

Ausführlich erörtert wurde am Dienstagvormittag das Ergebnis der Mitgliederbefragung zur Tarifrunde 2023. Die war auf großes Interesse gestoßen. Mit 42.121 abgegebenen Stimmen war die Beteiligung so hoch wie nie zuvor. Am Ende hatte sich die Mehrheit für eine „lineare Erhöhung mit Mindestbetrag“ als Forderung ausgesprochen. „Wir verstehen dieses Votum als klaren Auftrag, auch bei dieser Forderungsvariante den Mindestbetrag als soziale Komponenten ganz nach vorne zu stellen. Das ist der Auftrag, den wir aus den Zukunftswerkstätten mitgenommen haben“, machten Cosima Ingenschay und Kristian Loroch als die für die Tarifverhandlungen politisch Verantwortlichen deutlich.

Deutlich wurde auch, dass es den Meisten vor allem um mehr Geld geht. Die Weiterentwicklung der betrieblichen Altersversorgung, die Volumen kosten würde, soll in der anstehenden Tarifrunde nicht forciert werden; das Interesse an den beiden Fonds der EVG war mehrheitlich groß.

Die Ergebnisse der Mitgliederbefragung wurden detailliert erörtert, bevor ausführlich über die Zentralen Forderungen diskutiert und abgestimmt werden sollte. Es war ein sehr konstruktiver Meinungsaustausch. Am Ende wurde eine starke soziale Komponente beschlossen: 650 Euro mehr im Monat für jedes EVG-Mitglied für das ab Ende März verhandelt wird, alternativ 12 Prozent, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. 325 Euro mehr im Monat für die Nachwuchskräfte.

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Im Anschluss traten die Tarifkommissionsmitglieder erstmals lautstark für ihre Forderungen ein. Vom Fuldaer Bahnhof aus marschierten mehr als 300 Kolleginnen und Kollegen in einem eindrucksvollen Demonstrationszug lärmend durch die Innenstadt, um ihre Forderung nach einer deutlichen sozialen Komponente auch optisch stark in Szene zu setzen.

Am Nachmittag beschlossen die jeweiligen Tarifkommissionen für sich die Zentralen Forderungen, sowie ihre unternehmensspezifischen Forderungen. Alle Tarifkommissionen wurden nacheinander zur Abstimmung auf die Bühne gerufen, neben den Busbetrieben war der ganze Querschnitt der von der EVG vertretenen Unternehmen vertreten – mal mit einer kleinen Gruppe an TK-Mitgliedern, mal mit mehr oder ganz vielen.

Mehr Infos zu den Forderungen und Verhandlungen in den einzelnen Unternehmen findest Du hier im EVG-Express auf der Seite » Tarifverhandlungen.

Zum Abschluss wurde es noch mal richtig laut. Mit einem Trommel-Workshop starteten die Tarifkommissionsmitglieder in die Tarifrunde 2023. Denn laut soll es auch in den nächsten Tagen und Wochen werden …

Der Mittwoch „gehörte“ der Abteilung Mitgliederentwicklung und Organisation (MEO). Herzlich begrüßt vom zuständigen EVG-Vorstand, Frank Hauenstein, wurden noch einmal die einzelnen Phasen deutlich gemacht, anhand derer verschiedene Aktionen während der Tarifrunde 2023 geplant und durchgeführt werden sollen. Außerdem wurden die unmittelbar bevorstehenden Aktionen „Lärm“ und die geplante Aktion zur Auftaktrunde beleuchtet. Auch gab es wichtige Informationen zu zentral zur Verfügung gestellten Materialien beziehungsweise Schulungen.

Gemeinsam erarbeiteten die Mitglieder der verschiedenen Tarifkommissionen im Anschluss Aktionsformen die in ihrer Region geeignet erscheinen. Unterstützt wurden sie dabei von den „Organizern“ beziehungsweise Leiterinnen und Leitern der Aktionsteams, die in den sechs Regionen der EVG als örtliche Ansprechpartner fungieren. Bei der Gelegenheit wurden auch Kontaktdaten ausgetauscht um das regionale Netzwerk zu stärken.

Zum Schluss galt es Danke zu sagen. Vor allem Annika, Heike und Doreen, die bei der Organisation der Veranstaltung in Fulda Unglaubliches geleitet hatten.

Das Fazit, das am Ende der dreitägigen Auftaktveranstaltung gezogen werden konnte, war ein durchweg positives. Neben der Zentralen Forderung nach 650 Euro mehr Geld als deutliche soziale Komponente, hatten alle Tarifkommissionen auch ihre jeweiligen unternehmensspezifischen Forderungen beschlossen und waren für die Tarifrunde 2023 lautstark auf die Straße gegangen. Das hatte das Gefühl, füreinander einzutreten und gemeinsam für die beschlossenen Forderungen zu kämpfen, noch einmal verstärkt. Gemäß dem Motto der Tarifrunde 2023: Gemeinsam geht mehr.

Eine kurzweilige Zusammenfassung der drei erlebnisreichen Tagen findest Du im Video.

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