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Gemeinsam bleibt gemeinsam

Tarif vor Ort Cottbus

Fragen zum Mindestlohn sowie zu nötig erscheinenden Änderungen in der Entgeltstruktur standen im Mittelpunkt der vierten Station in der Veranstaltungsreihe „Tarif vor Ort“. Nach Leipzig, Nürnberg und Mainz war diesmal Cottbus im Land Brandenburg das Ziel.

Da zu einer angeregten Diskussion mit den Mitgliedern zum Schichtwechsel am frühen Nachmittag geladen war, nutzte EVG-Vorstand Kristian Loroch, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Tarifabteilung, den Vormittag zu einem Besuch im Werk Cottbus, nicht ohne zuvor die Kolleginnen und Kollegen des Landesverbands Brandenburg begrüßt zu haben, die im Bahnhof Cottbus einen Info-Stand aufgebaut hatten.

Tarifthemen standen auch dort im Mittelpunkt, sorgt doch die Suche nach Beschäftigten für das neue Instandhaltungswerk für den ICE 4 für Verdruss bei so manchem langjährigen Mitarbeitenden. Um auf dem leergefegten Arbeitsmarkt noch neue Mitarbeitende zu finden, werden diese oft höher eingruppiert als die Stammbelegschaft. „Das ist unseren Kolleginnen und Kollegen nicht zu vermitteln“,  machte Frank Newiger, Vorsitzender des Betriebsrates, deutlich und bat, das Thema in den nächsten Zukunftswerkstätten lösungsorientiert zu diskutieren.

Kristian Loroch machte, als das für den Tarifbereich zuständige Vorstandsmitglied der EVG deutlich, dass es in dieser Frage einer grundsätzlichen Klärung bedürfe, gebe es die geschilderten Probleme doch in vielen Eisenbahnunternehmen. „In einer Zeit des Fachkräftemangels ist es für Gewerkschaften eine besondere Herausforderung, die berechtigten Interessen unserer Kolleginnen und Kollegen zu vertreten, die der Arbeitgeber meint, nicht ausreichend wertzuschätzen zu müssen. Hier werden wir unsere Erwartungshaltung unmissverständlich deutlich machen“, stellte er fest.

Ein Thema, das am Nachmittag auch auf der Mitgliederveranstaltung zur Tarifrunde 2023 von so manchem Teilnehmer angesprochen wurde. „Die Frage wird sein, wie wir unsere Entgeltforderung gestalten“, so Kristian Loroch. „Euer Votum nehmen wir mit in unsere Zukunftswerkstätten, damit die Mitglieder der Tarifkommissionen sie dort einordnen können“, machte er deutlich.

Welche Prioritäten die Kolleginnen und Kollegen in Cottbus setzen würden, konnten diese wieder mit Hilfe von kleinen Eisenbahnwaggons visualisieren, die auf das Gleis mit der entsprechenden Forderung gesetzt werden konnten. Eine Möglichkeit, von der im Zentrum der Lausitz rege Gebrauch gemacht wurde.

Vielfältig auch die Anliegen, die von den Mitgliedern während der Veranstaltung „Tarif vor Ort“ angesprochen wurden. Herzlich begrüßet vom Geschäftsstellenleiter Lukas Völker wurde immer wieder gefordert, einige der bestehenden tariflichen Regelungen an die aktuellen Erfordernisse anzupassen. Denn: die Berufsbilder und die Frage notwendiger Qualifikationen hätten sich in den zurückliegenden Jahren doch deutlich verändert. Klaus-Peter Bittner, Betriebsratsvorsitzender bei DB Netz, PD Cottbus, übergab an EVG-Vorstand Kristian Loroch eine ganze Mappe an Themen, die in nächster Zeit abgegangen werden müssen. „Wir haben uns im Kreis der Kolleginnen und Kollegen mal zusammengesetzt und alles aufgeschrieben; das ist das Ergebnis“, sagte er.

„Das nehmen wir mit und lassen Eure wichtigen Anregungen in unseren ProzessTV einfließen“, antwortete Carina Peter, Leiterin der Tarifabteilung. Abteilungsintern gäbe es bereits eine Übersicht an Themen, die angegangen werden müssten. Auch hier seien die Tarifkommissionen gefordert, diese Liste zu priorisieren, um nicht zu viele „Baustellen“ gleichzeitig zu bearbeiten.

Andrea Wylegala, GBR-Mitglied bei DB Zeitarbeit, forderte unter dem Applaus der Anwesenden, dass die Deutsche Bahn den Mindestlohn nicht zum Nachteil der Beschäftigten umsetzen dürfe. Der Landesverband Brandenburg hatte dazu extra ein großes Banner anfertigen lassen; Kristian Loroch signalisierte, dass dazu bereits Gespräche mit der DB AG geführt würden.

Auf die Möglichkeiten, wie in und um Cottbus auf den Strukturwandel durch den Ausstieg aus der Kohleförderung reagiert wird, ging Matthias Loehr, vom Projekt „Revierwende“ ein. Viele Kolleginnen und Kollegen würden bei den Eisenbahnen eine neue berufliche Zukunft finden, erläuterte er. Überhaupt gewänne die strukturschwache Region zunehmend an Attraktivität.

Das hatte am Morgen auch EVG-Betriebsrat Frank Newiger im Werk Cottbus deutlich gemacht. Anders als zu Wendezeiten würden junge Menschen heute eher heimatnah arbeiten wollen. „Schon allein, damit sie hier ihr Auskommen habe, brauchen wir einen guten Tarifabschluss“, erklärte er.